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Alternativ queer

homo.net Info vom 21. September 2023
von Webmaster Jan

 

Im letzten ARD-Sommerinterview wurde Alice Weidel (AfD, 44) von einer Zuschauerin gefragt, wie sie mit der Queerfeindlichkeit ihrer Partei umgehe. Rhetorisch bestens geschult, antwortete Weidel: „Ich bin nicht queer, sondern ich bin mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne.“ Der offensichtliche Widerspruch in diesem Satz war ein genialer Köder, den ihre ideologischen Gegner gerne aufnahmen, um sie der Lüge zu überführen.

Jeder weiß, dass heutzutage das Wort „queer“ für „nicht heterosexuell“ steht. Dennoch zitierten Ihre Gegner die Definition des Wortes aus irgendeinem aktuellen Lexikon und entlarvten damit die Aussage als falsch. Nein, Alice Weidel ist nicht queer, sie ist nicht lesbisch, sie liebt auch keine Frau. Sie sei nur mit einer guten Bekannten verheiratet. Das sei ihre Privatsache und gehe niemanden etwas an. So muss sie sich nicht mit der Queerfeindlichkeit ihrer Partei auseinandersetzen.

Schon das Parteiprogramm der AfD ist eindeutig. Eine einseitige Hervorhebung von Homo- und Transsexualität wird ausdrücklich abgelehnt. Das traditionelle Familienbild dürfe dadurch nicht zerstört werden. Was für uns selbstverständlich und völlig normal ist, wird bei der AfD zu „sexuellen Neigungen einer lauten Minderheit“. Nicht weniger als 70 Mal kommt das Wort „Familie“ im Parteiprogramm vor, und immer sind ein Mann und eine Frau - bevorzugt eine Hausfrau - und Kinder gemeint.

Weidel spricht im Sommerinterview vom „Motto der Regenbogenflagge“, von einer „Trans-Pop-Kultur einer Minderheit“, vor der man „unsere eigenen Kinder in den Schulen und Kitas“ schützen müsse. Für Regenbogenfamilien ist in der AfD kein Platz. Die eigenen „Regenbogenkinder“ der Parteivorsitzenden Weidel seien ihre Privatsache. Sie finde es schlimm, wie das vom Kabinett beschlossene Selbstbestimmungsgesetz in die Privatsphäre von Familien eingreife.

Die AfD war und ist von Anfang an homophob. Mehrere AfD-Politiker fordern sogar ein Verbot der Regenbogenfahne. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Ehrhorn (AfD, 64) behauptete in einer Bundestagsdebatte 2018, gleichgeschlechtliche Ehen führten zum „Volkstod“.

Doch im Bundestagswahlkampf 2021 setzte sich Weidel in einer Wahlwerbung für den CSD in Köln für eine freiheitliche Gesellschaft in Deutschland ein, in der jeder nach seiner Façong leben könne: „Damit ihr auch in 10 Jahren noch CSD feiern könnt“. Christina Baum (AfD, 67), inzwischen Bundestagsabgeordnete, forderte drei Tage später „zum Schutz unserer Kinder“ ein Verbot des Christopher Street Day! Es gebe keine Akzeptanz für die Zurschaustellung sexueller Obszönitäten! Wenig später hisste sie selbst eine Regenbogenfahne, begleitet von Buhrufen aus dem Publikum.

Die Rhetorik der „Alternative“ wird hier sehr deutlich. Wenn die AfD nie und nirgendwo an die Macht kommt, sehe ich keinerlei Gefahr für den CSD. Wir werden ihn feiern, wie und solange es uns gefällt. Wenn Frau Weidel suggeriert, der CSD sei in Gefahr, schürt sie eine Verbotsangst, die es ohne die AfD gar nicht gäbe. Will sie sich und uns vor der eigenen Partei schützen?

Weidel greift öffentlich die Bremer Bürgerschaftsabgeordnete Maja Tegeler (Linke) an: „Gestern noch ein Mann, heute schon eine Frau und neben Dir in der Sauna oder Umkleidekabine. Die Ampel machts (sic) möglich!“ Nein, Frau Weidel, Männer dürfen nicht automatisch in Saunen und Umkleidekabinen. Das Selbstbestimmungsgesetz ermöglicht einer sehr kleinen Minderheit, die bisher sehr gelitten hat, ein normaleres Leben. Fatalerweise führen Weidels Attacken zu Beschimpfungen durch AfD-Anhänger, die solche Artikel mit Worten wie „ekelhaft“, „Freakshow“ oder mit Kotzsymbolen kommentieren.

In wenigen Wochen wird in Thüringen und Bayern gewählt. CSU und AfD fordern: „In bayerischen Schulbüchern soll ausschließlich das traditionelle Familienbild (Vater, Mutter, Kinder) vermittelt werden.“ Alle anderen Parteien sehen das zum Glück anders.

Für Weidel hat die AfD als zweitstärkste Partei einen „Führungsanspruch“. Nicht zu unterschätzen ist, dass Weidel - im Gegensatz zu vielen anderen AfD-Politikern - sehr gebildet und rhetorisch äußerst gewandt ist. Politiker, die sich um 360 Grad drehen und vom Speck der Hoffnung in Afrika faseln, hätten es im Wahlkampf schwer gegen sie. Mit dieser Wahlalternative ist das Volk auf dem Holzweg.

Keine Alternative für Deutschland
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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